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Input & Diskussion
Kapitalismus – Eine Wissensgesellschaft
Neue Perspektiven auf emanzipatorische Kämpfe an der Universität
Wann: 19. November, 18:00 Uhr
Wo: VG 3.103 (Verfügungsgebäude), Uni Göttingen
Infotext
Wir erleben derzeit einen erschreckenden Backlash in Bezug auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rechte weiter Teile der Bevölkerung – nicht nur in Europa, sondern in einer globalen Dimension. Gleichzeitig scheint die politische Linke in Schreckstarre verfallen zu sein und sich an der Reanimation politischer Strategien zu versuchen, deren Scheitern die linke Geschichte seit 100 Jahren begleitet. Während linke Politik seit Jahrzehnten in der Defensive ist, erleben wir derzeit ein Revival der Vorstellung, die „Arbeiter:innenklasse“ solle den Karren aus dem Dreck ziehen. Nach Jahrzehnten der Dekonstruktion und der Sprachpolitik sollen nun die „echten“, die „ökonomischen“ und „materiellen“ Widersprüche auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Doch diese Strategie muss scheitern. So richtig die Beobachtung ist, dass es wichtig wäre, die realen gesellschaftlichen Widersprüche und die sozialen Herausforderungen, denen sich die Menschen gegenübergestellt sehen, in den Mittelpunkt linker Politik zu stellen − so falsch ist doch zugleich die Annahme, diese ließen sich als Verhältnis zwischen Proletariat und Bourgeoisie, zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutenden sinnvoll verstehen.
Unabhängig davon, was Linke sich einzureden versuchen, hat es sich bei den berüchtigten „Klassenkämpfen“ nie um mehr als systemimmanente Auseinandersetzungen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Absicherung einer bestimmten Gruppe von Warenbesitzer:innen gehandelt. Bereits Marx bestimmte Klassenkämpfe präzise als Auseinandersetzung zwischen den Verkäufer:innen der Ware Arbeitskraft und den Verkäufer:innen der von den Arbeiter:innen produzierten industriellen Waren.
Unbemerkt von der linken politischen Praxis haben sich die gesellschaftlichen Verhältnisse jedoch grundlegend verschoben. Dabei spielen auch die Universitäten und das Wissen, das in ihnen produziert wird, eine wichtigere, aber doppeldeutige Rolle. Im „neuen Kapitalismus“ verläuft der zentrale Konflikt schon lange nicht mehr zwischen Kapital und Arbeit, sondern zwischen den Bedürfnissen der Menschen und dem Zwang, sie nur durch Kauf und Verkauf von Waren befriedigen zu müssen.
Doch wie kann eine emanzipatorische Bewegungspraxis jenseits tradierter und wenig überzeugender Konzepte aus der marxistischen Mottenkiste aussehen? Erst wenn wir die Verfasstheit der Gesellschaft als kapitalistische Warengesellschaft in den Blick nehmen und unsere Kämpfe vom Standpunkt der Überwindung dieser Zwänge verstehen, werden sich die notwendigen emanzipatorischen Kämpfe erfolgreich führen lassen.
Im Anschluss an die Überlegungen aus dem Uni-Reader „Verstehen oder Verkaufen“ sollen in dieser Veranstaltung einige grundlegende Überlegungen vorgestellt werden, die helfen können, zu einer solchen kritischen Praxis zu gelangen. Wir hoffen, nach einem kurzen Input des Referenten eine sehr grundsätzliche Diskussion über die Perspektiven emanzipatorischer Kämpfe im 21. Jahrhundert führen zu können.
Web-Seminare zum Reader
18. November bis 16. Dezember jeweils dienstagabends um 19 Uhr
| 18.11. | 19 Uhr | Kapitalismus als Wissensgesellschaft (Norbert Trenkle) |
| 25.11. | 19 Uhr | Die Rechnung bitte (Ernst Lohoff) |
| 02.12. | 19 Uhr | Klimacrash im Elfenbeinturm (Julian Bierwirth) |
| 09.12. | 19 Uhr | Wem gehört die Vernunft (Lara Wenzel & Julian Bierwirth) |
| 16.12. | 19 Uhr | Globale autoritäre Formierung (Ernst Lohoff) |
Dich treibt die Frage um, wie sich eine treffende Gesellschaftskritik im 21. Jahrhundert formulieren lässt? Der Uni-Reader versucht, eine solche Perspektive zu formulieren.
Im Rahmen dieser Web-Seminar-Reihe zum Uni-Reader wollen wir die veröffentlichten Texte diskutieren. Wir haben dazu einige Referent:innen gewinnen können, die sich z.T. bereits viele Jahre mit den entsprechenden Themen und dem im Reader vorgestellten Zugang zu gesellschaftskritischen Fragen beschäftigen.
Deshalb haben wir eine Online-Reihe mit Webseminaren zum Uni-Reader organisiert, zu der wir dich herzlich einladen. Sie findet immer am Dienstag ab 19:00 Uhr über die Videosoftware Zoom statt. Über den folgenden Link kannst du an den Veranstaltungen teilnehmen:
https://us02web.zoom.us/j/88336676774?pwd=wNs6aZ1aB0bEbgAhN86YhB2Cbi8ydY.1
Die Treffen beginnen jeweils mit einem kurzen Input von externen Referenten (ca. 20 Minuten), in dem der Inhalt des Textes noch einmal umrissen wird. Danach werden wir uns euren Fragen zu dem Input und dem Text zuwenden und versuchen, sie gemeinsam zu klären.
Wenn ihr mögt, könnt ihr brennende Fragen bereits vor dem Treffen per Mail über mail@uni-reader.de an uns schicken.